Diagnose – Was nun?

Ist eine häufig gestellte Frage, die die Unsicherheit und die Vielzahl an Emotionen widerspiegelt, die viele Menschen nach einer Diagnose empfinden können. Für Betroffene und ihre Angehörigen kann dies ein Wendepunkt im Leben sein, der verschiedene Herausforderungen mit sich bringt, wie z. B. die Verarbeitung der Diagnose, die Suche nach den besten Behandlungsmöglichkeiten und die Anpassung an die neue Situation.


Die folgenden Informationen können dabei hilfreich sein:

Unterstützung suchen:

Eine Diagnose kann Angst, Verwirrung und Trauer auslösen.
Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, um Gefühle zuzulassen und zu verarbeiten.
In dieser Zeit ist Unterstützung wichtig.
Gespräche mit vertrauten Personen wie Freunden und Familie sowie der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen mit professionellen Beratern können eine wertvolle Hilfe sein.

Einen Überblick über verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten findet du unter Unterstützung finden.

Den Wandel verstehen und akzeptieren lernen:

Eine psychische Erkrankung verändert alles. Um mit der veränderten Situation gut umzugehen zu können, ist es wichtig, die Krankheit und die Tatsache, dass sich alles verändert hat, zu akzeptieren.

Die Auseinandersetzung mit der diagnostizierten Erkrankung kann helfen, den psychischen Zustand besser zu verstehen.
Hier ein kurzer Überblick über verschiedene Krankheitsbilder. Bitte bedenke, dass die Symptome sehr individuell sein können und die Beschreibung der Symptome nicht vollständig zutreffen muss.

Selbstfürsorge steht mit an vorderster Stelle – es ist wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.

Sei geduldig mit dir selbst, der Prozess der Akzeptanz braucht Zeit. Erinnere dich daran, dass du nicht allein bist. Es gibt viele Menschen, die ähnliche Herausforderungen meistern und es gibt Wege, trotz einer psychischen Erkrankung ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.

Ein gutes Miteinander bewahren:

In gutem Kontakt zu bleiben, kann eine Herausforderung sein.
Wir haben einige Anregungen zusammengestellt, die für ein gutes Miteinander hilfreich sein können:

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Sprechblasen Diagnose was nun? rechter Teil

Informationen einholen:

Gut informiert zu sein, ist ein wichtiger Schritt, die Kontrolle wiederzuerlangen. Es ist sinnvoll, Fragen zu stellen, Informationen über die Krankheit zu sammeln und sich über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Damit Sie beim Arztgespräch die bestmöglichen Informationen erhalten, haben wir nützliche Tipps zur Vorbereitung auf ein Arztgespräch zusammengestellt.

Tipps für ein informatives Gespräch mit dem Arzt:

Die Vorbereitung auf ein Arztgespräch braucht Zeit. Überlege dir, welche Informationen für dich wichtig zu Erfahren sind und welche Informationen dem Arzt mitteilen möchtest. Möglicherweise hat der Arzt auch Fragen an dich, zu anderen Krankheiten in der Familie, zu besonderen Situationen oder zu Personen, die dir helfen können. Vielleicht kann dich eine Person deines Vertrauens zu dem Gespräch begleiten, um dich zu unterstützen. 

Es kann hilfreich sein, sich Notizen zu machen. Um deine Fragen zu formulieren, solltest du offene Fragen – so genannte W-Fragen – verwenden. Hier einige Beispiele: 

  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
  • Was sind Vor- und Nachteile dieser Möglichkeiten?
  • Was kann ich selbst tun?
  • Was passiert, wenn ich nichts unternehme?

Scheue dich nicht, im Gespräch nachzufragen, wenn du etwas nicht verstanden hast. Die folgenden Fragen können dir dabei helfen:

Sprechblase des ARztes

Bitte überprüfe am Ende des Gesprächs deine Notizen, um sicherzustellen, dass alle Fragen beantwortet wurden. Wenn du merkst, dass die Ärztin oder der Arzt unter Zeitdruck steht, ist es sinnvoll, um einen Folgetermin zu bitten, bei dem mehr Zeit für das Gespräch zur Verfügung steht.

In der Psychiatrie sind Arztgespräche besonders sensibel. Es ist wichtig zu beachten, dass Betroffene ausdrücklich zustimmen müssen, wenn eine andere Person, z. B. ein Angehöriger, medizinische Informationen erhalten soll. Manchmal müssen Angehörige akzeptieren, wenn der Betroffene es nicht möchte, dass Informationen über seine Person weitergegeben werden. Hier greift die ärztliche Schweigepflicht.

Behandlungsplan:

Besprich gemeinsam mit Ärzten und Therapeuten den Behandlungsablauf und die Behandlungsmöglichkeiten. Während eines Klinikaufenthaltes sollte schon frühzeitig nach Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten für die Zeit danach gesucht werden.

Als Leitlinie für die Behandlung psychisch kranker Menschen dient die so genannte S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen. Ziel dieser Leitlinie ist es, Empfehlungen für eine umfassende psychosozialen Behandlung und Versorgung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen zu geben.

Die Patientenleitlinie zur S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen gibt Hinweise auf relevante Behandlungs-, Beratungs- und Versorgungsangebote innerhalb der deutschen Versorgungslandschaft. Gleichzeitig soll diese Patienteninformation dazu ermutigen, sich aktiv an der Behandlung zu beteiligen, Entscheidungsprozesse im Behandlungsverlauf aktiv mitzugestalten und bei Bedarf nach möglichen regionalen Therapieangeboten zu fragen.

Übersicht einiger Therapiemöglichkeiten:

Die Behandlung psychischer Erkrankungen umfasst eine Vielzahl von therapeutischen Ansätzen, die individuell angepasst werden können. Nachfolgend sind einige Schwerpunkte aufgeführt.

Psychotherapie

Die Psychotherapie spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung psychischer Erkrankungen. Unterschiedliche Ansätze bieten vielfältige Möglichkeiten, um auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Hier sind einige aufgezeigt:

  • Verhaltenstherapie: Hilft dabei, nicht dienliche Verhaltensweisen zu verändern.
  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Unterstützt bei der Identifikation und Veränderung von negativen Denkmustern.
  • Psychoanalyse: Erforscht unbewusste Gedanken und Erfahrungen zur Bewältigung von Konflikten.
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Diese Therapieform ist von der Psychoanalyse abgeleitet, sie unterscheidet sich u. a. bei den Rahmenbedingungen. Unbewusste Konflikte und frühe Erfahrungen werden erforscht und bewusst gemacht.
  • Systemische Therapie: Die systemische Therapie betrachtet psychische Probleme im Kontext sozialer Beziehungen und Systeme. Dieser Ansatz bezieht die Familie und das soziale Umfeld in den Therapieprozess mit ein.
  • Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT): Fördert die Fähigkeit zur Emotionsregulation sowie Achtsamkeit und Akzeptanz, insbesondere bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Weitere Informationen zur DBT findest du hier.
  • Interpersonelle Therapie (IPT): Konzentriert sich auf zwischenmenschliche Beziehungen und deren Einfluss auf die psychische Gesundheit.

Weiterführende und verwendete Informationen:
Neurologen und Psychiater im Netz – Psychotherapie
Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (dptv) – Psychotherapieverfahren

Soziotherapie

Soziotherapie konzentriert sich auf die sozialen Aspekte des Lebens und bietet Unterstützung bei der Integration in die Gemeinschaft. Sie soll auch dazu befähigen ambulante ärztliche oder psychotherapeutische Leistungen in Anspruch zu nehmen. Ziel ist es, die Eigenverantwortung so zu stärken, dass langfristig keine Unterstützung durch Soziotherapie mehr notwendig ist.

Weiterführende Informationen:
Kassenärztliche Bundesvereinigung – Soziotherapie

Psychoedukation

Psychoedukation hat das Ziel, über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Sie soll das Krankheitsverständnis und den eigenverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung stärken und bei der Krankheitsbewältigung unterstützen

Weiterführende Informationen:
Psychiatrienetz – Psychoedukation

Entspannungsverfahren

Entspannungsverfahren sind Techniken zum Stressabbau und zur Förderung des psychischen Wohlbefindens:

  • Progressive Muskelentspannung: Systematische An- und Entspannung von Muskelpartien zum Stressabbau.
  • Autogenes Training: Konzentration auf körperliche Empfindungen und Selbsthypnose zur Erreichung von Entspannung.
  • Yoga, Qi Gong und Tai Chi: Kombination von Bewegungs- und Atemtechniken für innere Ruhe und Balance.
  • Biofeedback: Einsatz von Technik zur Rückmeldung und Steuerung physiologischer Prozesse zur Stressbewältigung. 
Ergotherapie

Ziel der Ergotherapie ist es, größtmögliche Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu erreichen sowie die aktive Teilnahme am Leben mit all seinen Chancen und Herausforderungen zu ermöglichen.

Weiterführende Informationen:
Deutscher Verband Ergotherapie (dve) – Infos für Patienten
Deutscher Verband Ergotherapie (dve) – Ergotherapie im Bereich Psychiatrie

Künstlerische Therapie

Kreative Ausdrucksformen zur Verarbeitung von Emotionen. Dazu gehören z. B. Kunst-, Musik-, Tanz- und Bewegungstherapie sowie Theater- und Dramatherapie.

Weiterführende Informationen:
Berufsverband der TanztherapeutInnen Deutschland e. V.
Deutscher Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie
Deutschen Gesellschaft für Theatertherapie
Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft

Tiergestützte Therapie

Der Umgang mit Tieren fördert das Wohlbefinden und die emotionale Bindung.

Weiterführende Informationen:
Deutsche Gesellschaft für tiergestützte Therapie e. V.

Digitale Gesundheitsanwendungen

Die Digitalisierung hat nicht nur unseren Alltag und viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdrungen, sondern spielt auch eine immer wichtigere Rolle in der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Weiterführende Informationen:
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte – DiGA Verzeichnis
Psychenet – Digitale Gesundheitsanwendungen bei psychischen Erkrankungen
betanet – DiGa-Digitale Gesundheitsanwendungen

Trialog

„Trialog“ bedeutet ein Gespräch zu dritt oder zwischen drei Gruppen. Die unterschiedlichen Erfahrungen der beteiligten Psychiatrie-Erfahrenen, Angehörigen und Therapeuten stehen beim Trialog im Vordergrund – ein Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe.

Weiterführende Informationen:
Trialog und Psychoseseminar
Adressen Trialog und Psychoseseminare
BApK – Kooperation_im_Trialog

Die Auswahl der geeigneten Therapieform sollte in Absprache mit Fachleuten erfolgen, um die individuellen Bedürfnisse und Ziele des Einzelnen zu berücksichtigen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der verschiedene Therapieformen kombiniert, kann oft die besten Ergebnisse erzielen. Nicht alle Therapiemöglichkeiten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Informiere dich dazu am besten direkt bei der zuständigen Krankenkasse. 

Übersicht üblicher Kategorien von Psychopharmaka

Psychopharmaka sind Medikamente, die speziell zur Behandlung psychischer Erkrankungen entwickelt wurden. Sie wirken auf die chemischen Botenstoffe im Gehirn, um Symptome zu lindern und das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen.

Weiterführende und verwendete Informationen:

Buch: Klaus Dörner, et. al. Irren ist menschlich Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie, 24. Auflage 2017, Psychiatrie Verlag, S. 858 ff.

Neurologen und Psychiater im Netz – Psychopharmaka
Springermedizin – Übersicht Psychopharmaka

Tipps zum Umgang mit Psychopharmaka

  • Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, ist es für die Ärztin oder den Arzt wichtig zu wissen, welche Medikamente außer Psychopharmaka noch eingenommen werden.
  • Das richtige Einstellen auf die Medikamente ist sehr individuell und bei jedem Meschen unterschiedlich, es braucht Zeit und viel Geduld. Das eigenmächtig Verändern der Dosis oder abruptes Absetzen der Medikamente könnte sich dabei negativ auswirken.
  • Wende dich an deinen Arzt, wenn du keine Verbesserungen bemerkst oder störende Nebenwirkungen auftreten.
  • Psychopharmaka haben eine sedierende (beruhigende/dämpfende) Wirkung und können deine Fahrtauglichkeit oder Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen, dein Arzt kann dich dazu aufklären.
  • Im Notfall kann es für die behandelnden Ärzte hilfreich sein, wenn du einen Behandlungs-/Krisenpass bei dir hast.
  • Bewahre deine Medikamente so auf, dass sie für Kinder und andere Personen nicht frei zugänglich sind.
  • Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, dein Arzt kann dich darüber informieren und einen geeigneten individuellen Behandlungsplan erstellen. 
  • Alkohol kann die Wirkung von Medikamenten in unvorhersehbarer Weise beeinflussen.

Zukunftsperspektive entwickeln

Es ist wichtig, auch nach der Diagnose eine positive Einstellung zu bewahren und sich auf die persönlichen Ziele und Wünsche zu konzentrieren. Das Leben geht weiter, und es ist wichtig, die neuen Gegebenheiten anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Für den Betroffenen kann dies bedeuten, neue Wege zu finden, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, für die Angehörigen kann es bedeuten, herauszufinden, wie sie den Betroffenen in seiner Selbstbestimmung am besten unterstützen können.

Die Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen umfasst verschiedene Maßnahmen, die darauf abzielen, ihre Lebensqualität zu verbessern und die gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Diese Rehabilitationsmöglichkeiten werden durch das Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) in Deutschland gesetzlich geregelt.

Eingliederungshilfe nach SGB IX bildet einen wichtigen Bestandteil des SGB IX und bietet individuelle Unterstützung für Menschen mit Behinderungen, einschließlich psychischer Erkrankungen. Dies umfasst z. B.:

  • Individuelle Bedarfsfeststellung mit umfassender Bedarfsanalyse.
  • Teilhabeplanung zur Festlegung von Zielen für die gesellschaftliche Teilhabe.
  • Leistungen der Eingliederungshilfe können sein: Persönliche Assistenz, ambulante Betreuung, Hilfen zum Wohnen, berufliche Rehabilitation und mehr.

Ambulante Unterstützungsdienste bieten Hilfe zur Selbsthilfe und fördern die Selbstständigkeit im eigenen Lebensumfeld. Dies können folgendes beinhalten:

  • Persönliche Assistenz zur Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben.
  • Sozialpädagogische Begleitung als individuelle Betreuung zur Förderung sozialer Kompetenzen.

Unterstützung des Wohnens umfasst auch Maßnahmen der Eingliederungshilfe, wie z. B.:

  • Betreutes Wohnen durch Begleitung im eigenen Wohnraum.
  • Gemeinschaftliches Wohnen zur Stärkung der sozialen Integration.

Berufliche Rehabilitation ist ein zentraler Bestandteil der Eingliederungshilfe, einschließlich:

  • Berufliche Bildung und Qualifizierung zur Förderung der Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt.
  • Arbeitsassistenz zur individuellen Unterstützung am Arbeitsplatz für eine nachhaltige Integration.

Medizinische Rehabilitation zielt darauf ab, die körperliche und psychische Gesundheit zu fördern. Dies beinhaltet z. B.:

  • Stationäre und ambulante Angebote: Intensive Programme zur Verbesserung der Gesundheit.
  • Physiotherapie und Ergotherapie zur Förderung der körperlichen und beruflichen Fähigkeiten.
  • Psychosoziale Therapien: Psychologische Unterstützung bei der Bewältigung psychischer Belastungen.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Betroffenen, ihren Angehörigen und Fachkräften ist entscheidend für eine erfolgreiche Rehabilitation und gesellschaftliche Teilhabe. Die gesetzlichen Grundlagen für diese Maßnahmen finden sich im Sozialgesetzbuch IX.

Weiterführende und verwendete Informationen:
Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation:
Rehabilitation und Teilhabe psychisch erkrankter u. beeinträchtigter Menschen
Bundesministerium für Arbeit u. Soziales:
Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen

Die gesetzliche Betreuung ist ein rechtliches Mittel, das dazu dient, Menschen zu unterstützen, die aufgrund psychischer Erkrankungen oder anderer Beeinträchtigungen nicht in der Lage sind, ihre eigenen Angelegenheiten selbstständig zu regeln. Diese Unterstützung richtet sich an volljährige Personen, deren Fähigkeit zur eigenverantwortlichen Lebensführung eingeschränkt ist.

Die gesetzliche Betreuung ist eine vom Gericht angeordnete Maßnahme, bei der eine geeignete Person als rechtlicher Betreuer ernannt wird, um die rechtlichen und persönlichen Angelegenheiten einer betroffenen Person zu vertreten. Ziel ist es, die Selbstbestimmung des Betroffenen so weit wie möglich zu erhalten und gleichzeitig seine Sicherheit zu gewährleisten.

Aufgabenbereiche des rechtlichen Betreuers

Ein Betreuer darf nur für die Aufgabenbereiche bestellt werden, in denen eine Betreuung tatsächlich erforderlich ist (§ 1815 Absatz 1 BGB). Das Betreuungsgericht muss die Aufgabenbereiche im Einzelnen anordnen und dabei die Erforderlichkeit strikt beachten. Aufgabenbereiche können sein: Vermögensangelegenheiten, Gesundheitsfürsorge, Wohnungsangelegenheiten sowie Unterstützung bei Behördengängen.

Voraussetzungen für eine gesetzliche Betreuung

Ein Betreuer kann nach § 1814 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) nur dann bestellt werden, wenn der Betroffene wegen einer Krankheit oder Behinderung einer Betreuung bedarf. Diese Unterstützung muss direkt durch die Krankheit oder Behinderung bedingt sein. Ein Betreuer kann also nur bestellt werden, wenn die betroffene Person aufgrund einer Krankheit oder Behinderung ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht selbst besorgen kann.

Verfahren der Antragstellung

Die Antragsstellung erfolgt bei dem zuständigen Amtsgericht – Betreuungsgericht – in dessen Bezirk die betroffene Person sich zur Zeit der Antragstellung hauptsächlich aufhält.

Die Anregung zur Antragstellung erfolgt meist durch Dritte wie z. B. Familienangehörige, Nachbarn, Vertrauenspersonen oder auch Behörden.

Das Betreuungsgericht prüft die Notwendigkeit der Betreuung durch Gutachten, um die individuellen Bedürfnisse zu erfassen. Bei einer positiven Entscheidung bestellt das Betreuungsgericht einen rechtlichen Betreuer.

Pflegeleistungen sind von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen die angemessene Unterstützung erhalten. Dabei geht es nicht nur um körperliche Pflege, sondern auch um psychosoziale Unterstützung. Es ist wichtig zu verstehen, dass Pflegeleistungen vielfältig sind und auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen zugeschnitten sein sollten.

Die Pflege von psychisch erkrankten Menschen erfordert besondere Sensibilität und Fachkenntnisse. Hierbei spielt die emotionale Unterstützung eine Schlüsselrolle. Neben den grundlegenden Pflegeleistungen ist es wichtig, auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Menschen einzugehen, um eine ganzheitliche Betreuung zu gewährleisten. Pflegebedürftigkeit bei psychisch erkrankten Menschen wird nicht ausschließlich durch physische Beeinträchtigungen definiert, sondern berücksichtigt auch die vielschichtigen Aspekte der psychischen Gesundheit.

Wie erfolgt die Bestimmung der Pflegebedürftigkeit?

Die Definition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs orientiert sich an den Kriterien des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK), der die Pflegebedürftigkeit im Rahmen des Pflegeversicherungsgesetzes beurteilt. 

Die Feststellung der Pflegebedürftigkeit ist nicht ausschließlich von Diagnosen oder spezifischen Krankheiten abhängig, sondern basiert auf der individuellen Beeinträchtigung bei der Bewältigung von Aktivitäten des alltäglichen Lebens, unabhängig von der medizinischen Ursache. Dazu gehören beispielsweise die Körperpflege, die Ernährung, die Mobilität, die Hauswirtschaft sowie die soziale Teilhabe.

Wenn du Pflegeleistungen für dich oder einen Angehörigen in Anspruch nehmen möchtest, ist die Beantragung eines Pflegegrades bei der Pflegekasse des/der Betroffenen ein entscheidender Schritt. Es ist auch möglich, den Antrag für eine andere Person zu stellen; in diesem Fall ist eine Vollmacht erforderlich.

Eine psychische Erkrankung kann das soziale Umfeld völlig verändern. Plötzlich stellt sich die Frage, wie das Leben finanziert werden soll, wenn die bisherige berufliche Tätigkeit auf unbestimmte Zeit nicht mehr ausgeübt werden kann. In solchen Situationen gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen wir einige aufgelistet haben.

Krankengeld

Bei Arbeitsunfähigkeit zahlt der Arbeitgeber in der Regel sechs Wochen lang weiterhin das Arbeitsentgelt. Dauert die Arbeitsunfähigkeit länger an, zahlt die Krankenkasse 70 Prozent des regelmäßig erzielten Bruttoarbeitsentgelts bis zur Beitragsbemessungsgrenze, jedoch nicht mehr als 90 Prozent des letzten Nettoarbeitsentgelts, von der Krankenkasse gezahlt. Das Krankengeld ist einschließlich der Entgeltfortzahlung auf 78 Wochen innerhalb von drei Jahren begrenzt.

Erwerbsminderungsrente

Wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeitsfähig bist, soll eine Rente wegen voller Erwerbsminderung dein Einkommen ersetzen. 

Grundsicherung

Grundsicherung kann beantragt werden, wenn die Einkünfte im Alter oder bei voller Erwerbsminderung nicht für dein Lebensunterhalt ausreichen.

Kindergeld

In Deutschland gibt es zwei gesetzliche Grundlagen für den Anspruch auf Kindergeld: das Einkommensteuergesetz (EStG) und das Bundeskindergeldgesetz (BKGG).

Erbschaft

Viele Eltern von Menschen mit Behinderung stellen sich Fragen wie: „Was passiert mit meinem Kind, wenn ich nicht mehr da bin? Kann ich ihm überhaupt etwas vererben?“ Diese Gedanken beschäftigen viele.

Weiterführende Informationen:
Lebenshilfe – Behindertentestament

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